2015-09-15 Bürgerversammlung in Wirringen gut besucht
Bürgerversammlung in Wirringen gut besucht
Zur Bürgerversammlung hatte die Sehnder Stadtverwaltung die Bürger von Wirringen für gestern Abend ins Feuerwehrhaus von Müllingen und Wirringen an der Sarstedter Straße für 19 Uhr eingeladen. Einziger Tagesordnungspunkt dafür war die Unterbringung von zwei Familien von Asylbewerbern mit zehn Personen im Pfarrhaus des Ortes. Dabei waren die Organisatoren zunächst von dem Andrang überrascht und dann bestand bis etwa 20.15 Uhr Diskussions- und Erklärungsbedarf.
Das Haus war zunächst bestens vorbereitet von der Feuerwehr unter Leitung von Ortsbrandmeister Thomas Grun, doch dann kamen rund 100 interessierte Bürger und der Platz im Schulungsraum reichte nicht aus. So verlegte der Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke das Treffen kurzfristig in die Fahrzeughalle, vor der dann die Feuerwehrkameraden auch die Versorgung mit Getränken und heißen Würstchen vorbereitet hatten. Zunächst schilderte Lehrke die Situation der Stadt bei der Unterbringung von Flüchtlingen.
Danach ist die Anzahl der zugewiesenen Unterbringungsfälle stetig gewachsen: Von 19 für die Jahre 2010 und 2011 über 40 (2012), 46 (2013), 60 (2014) auf nunmehr 270 (2015). Mit einbezogen ist schon die neue Quote von 143, die gerade am Wochenanfang eingetroffen ist (siehe gesonderten Bericht). Normalerweise, so eröffnete Lehrke die Versammlung, informiere die Stadtverwaltung die Bürger, bevor sie eine größere Anzahl von Asylbewerbern zentral im Ort unterbringt. Aber dieses Mal waren die Menschen zu schnell vor Ort und die Planungen erst kurz zuvor abgeschlossen.
Denn das Pfarrhaus war erst zehn Tage zuvor kurzfristig angemietet worden. Zugleich hatte die Stadt die Information erhalten, dass in zwei Wochen zehn Personen zur Unterbringung ankommen. Und nachdem die Anmietung der oberen Etage des Pfarrhauses unter Dach und Fach war, so Lehrke, begann die Möblierung. Zudem bemühe man sich, den unteren Bereich ebenfalls zu mieten. Damit würden dann insgesamt 17 Personen in Wirringen untergebracht werden können. Zur Zeit ist das Haus mit zwei Familien belegt, die insgesamt sechs Kinder mitgebracht haben. Auf die Frage nach dem Herkunftsland gab der Bürgermeister an, dass die „Neubürger“ aus Albanien stammten, woraufhin sich ein leises Gemurmel im Saal erhob.
Grundsätzlich, so steht fest, bleiben auch Menschen aus den „sicheren Herkunftsländern“ mehrere Monate in Deutschland, bis über den Antrag auf Asyl entscheiden worden ist und müssen sich einleben. Nachdem diese Grundlagen durch Lehrke und den Sachgebietsleiter Soziales Hans-Helmut Nordhorn vorgetragen worden waren, stellte Nordhorn die Initiative ENAS und ihre Arbeit vor. Die rund 60 ehrenamtlichen ENAS-Mitarbeiter wirken zur Zeit in Sehnde, Ilten, Rethmar und Bilm. Nun soll sich etwas ähnliches in Wirringen entwickeln. ENAS hilft den Asylbewerbern bei ganz alltäglichen Tätigkeiten, die die Neuankömmlinge schon aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht bewältigen können. Das beginnt bei der Einstufung der erhaltenen Post, geht über die Alltagsbegleitung bei Behördengängen bis hin zum Arztbesuch. Auch Einkäufe des täglichen Bedarfs benötigen anfangs Hilfe durch Begleitpersonen.
Auch die Übernahme von Patenschaften stellte Nordhorn vor. Inzwischen werden in Sehnde 13 Familien von Paten betreut. „Eine Anfrage für eine Patenschaft zu den beiden Familien haben wir auch schon vorliegen“, fügte Lehrke hinzu. Die Unterstützer von ENAS organisieren auch die Einbindung der Kinder, so in die Feuerwehr, den Fußballverein oder andere Vereine. Gesucht werden, so Nordhorn, Dolmetscher für albanisch, arabisch und Farsi – aber auch Menschen, die Kurse anbieten, Sprachunterricht machen oder nur einen Kaffee- und Spielenachmittag für die Menschen vorbereiten. Denn nichts ist schlimmer als Langeweile. Das bestätigte auch Rüdiger Beneke, der die Neuankömmlinge in Wirringen schon mal aufgesucht hatte und die ihm dankbar waren für die Möglichkeit, am Pfarrhaus Gartenarbeit machen zu können. Gleiche Erfahrungen hatte Nordhorn am Iltener Hubertushof gemacht, einer weiteren Sammelunterkunft. Auch hier wurde die Umgebung des Hauses mit Akribie verschönert. Auch Schulpflicht und der Anspruch auf einen Kita-Platz besteht für die Asylbewerber, fügte Nordhorn noch hinzu. Weitere Informationen, auch zu ENAS, sind auf der Internetseite der Stadt verfügbar.
Auch die Fragen zur finanziellen Belastung durch die Asylbewerber (3000 Euro für die Wohnungsausstattung) und ihr Taschengeld (etwas geringer als Hartz IV) wurden beantwortet. Danach konnten sich die anwesenden Bürger in die Informationsliste für die Mitarbeit bei ENAS eintragen. Die Interessenten werden jetzt durch die Sozialarbeiterin Laura Hoefken zu einer weiteren Info-Veranstaltung eingeladen, bei der dann über die Mitarbeitsmöglichkeiten gesprochen werden wird. „Dabei kommen dann auch Mitwirkende aus den schon bestehenden Gruppen mit ihren Erfahrungen zu Wort“, kündigte Nordhorn an.